Wolle hat geschrieben:
Das sehe ich vollkommen anders. Die einfachste Reaktion des Normalhörers ist nun mal der Ausschaltknopf. Da macht sich keiner die Mühe mit Basteleien seine Sendervielfalt zu erhöhen. Wenn ich hier den ganzen Tag nur meine Ortssender hören müsste, dann könnte mich das Radio auch mal kreuzweise.
Wenn ich im Interview mit Herrn Reinke solche Passagen lese, das da bei vielen Sendern sogenannte "Experten" Titellisten erstellen, die von Musik überhaupt keine Ahnung haben, dann kann da nur Müll aus dem Lautsprecher kommen.
So kann man das Ganze natürlich auch sehen - aber die professionellen Radiomacher sind fast immer noch etwas schlauer als wir selbst.
Das Wissen um uns als Hörer stammt von den Werbeagenturen, die mit einem riesigen Aufwand unsere tiefsten Bedürfnisse erforschen -
mit ganz raffiniert-leisen Tricks, von denen Nutzer und Verbraucher nicht ansatzweise etwas erahnen ("Auf Werbung fall ich nicht rein!").
Alle Radioveranstalter, die auf Werbeeinnahmen hoffen und angewiesen sind, sind gezwungen, auf genau dieser Schiene zu produzieren
und damit garantiert mehr Popularität erzielen, als der geschätzte Musikgeschmack eines Herrn Reinke und seiner Redaktion je schaffen.
Von daher sind also die Experten ohne Musikverstand nicht nur beim linearen Dampfradio überall dominant - auch bei den Onlinediensten.
Und - was das Verhalten der Normalhörer im Alltag angeht, da wird das Radio typischerweise immer nur aus Langeweile eingeschaltet,
wenn in in Büro, Küche oder Auto kein anderes Medium vernünftig nutzbar erscheint. Aber in exakt diesen eher gelangweilten Situation
ist kaum ein Radiohörer in der Lage, den Ausschaltknopf zu betätigen - lieber hört man dann eben nur halb hin oder schaltet innerlich ab.
Dazu passt dann auch der von dir angesprochene Hörertyp, der jede "Bastelei" für sein Radio ablehnt und ganz klassisch bei UKW bleibt.
Die Verkaufsstruktur von Radios seit dem Neustart von DAB zeigt daher noch immer einen unglaublichen Anteil von reinen UKW-Radios,
weil im Gegensatz zu uns DAB-Freunden kaum ein Normalverbraucher auch nur diese minimalen Mehrkosten bei hohem Mehrwert zahlt.
Fast jeder ist mit den stinknormalen Ortssendern zufrieden, die oft noch die eigene Region im Sendernamen tragen und Heimat vermitteln.
In der höchsten Aufwandstufe kommt dann der Empfang über die Landesgrenzen, der aber meist nur Varianten der Ortssender ermöglicht
und damit an der eigentlichen Angebotsstruktur der gewohnten Programminhalte kaum etwas ändert - aber eben doch richtig Spaß macht.
Dabei sind wir in Deutschland mit dem Rundfunk der einzelnen Bundesländer bestens bedient - im Ausland gibt es nur landesweites Radio.